Genau genommen wird mit der Röntgenkleinwinkelstreumethode, die von den Göttinger Forschern seit 2003 angewendet wird, der Abstand zwischen Netzebenen bestimmt: Röntgenstrahlen werden an den Elektronen der Atome, die sich in den Ebenen befinden, abgelenkt oder gestreut. Aus dem Ablenkungswinkel lässt sich nach dem Bragg´schen Gesetz der Abstand zwischen den Ebenen bestimmen.
Die Größenordnung dieser Abstände bewegt sich in einem Bereich von 0,1 bis 10 nm. Um einen messbaren Streuwinkel zu erhalten, muß die Wellenlänge der benutzten Strahlung in der gleichen Größenordnung wie der Abstand der Ebenen liegen. Aus diesem Grund ist man auf den Einsatz von Röntgenstrahlung angewiesen, die einen Wellenlängenbereich von 0,001 bis ca 10 nm aufweist.
Für die Messung werden die Proben in Markröhrchen aus Borosilicatglas von Hilgenberg mit einem Außendurchmesser von 1mm gefüllt, der anschließend vakuumdicht verschlossen wird. Die verschlossenen Röhrchen werden in einen speziellen Probenhalter eingesetzt, der wiederum in die thermostatierbare Einheit der Messvorrichtung eingefügt wird.
Aus der Kratky-Kamera wird dann ein ca 50 μm breiter Röntgenstrahl einer Kupferröntgenquelle ausgeblendet, der auf das Markröhrchen trifft. Die Messung der gestreuten Strahlung findet schließlich in einem Detektor statt, der sich in einem Abstand von rund einem Meter von der Probe befindet. Damit der Detektordraht nicht beschädigt wird, befindet sich in der Vakuumkammer ein sogenannter Primärstrahlfänger, der ca 90% des eintretenden Primärröntgenstrahls abblockt.
Da der Bedarf an der Messung von Proteinproben stark gestiegen ist, haben sich die Göttinger Forscher 2012 dafür entschieden, ein Flowkapillarsystem einzusetzen. Um dieses System zu realisieren, wurde das äußerst filigrane Markröhrchen von Hilgenberg per Hand in den Probenhalter fest eingebaut. Anschließend wurden in Göttingen dann die benötigten dünnen Schläuche in die Kapillarenden eingeklebt.
Neben einem verbesserten Arbeitsablauf ermöglicht das in Zusammenarbeit mit Hilgenberg umgesetzte Flowsystem auch eine Weiterverwendung der Proben, nachdem die Messung erfolgt ist.